Nicht nur Bob- und Rodelsportler werden an Großveranstaltungen des DKB Eiskanals in Altenberg zu Spitzenleistungen angetrieben, der Stromverbrauch der Eisbahn erreicht ebenfalls Spitzenwerte.
Um sich dem Problem der hohen Lastspitzen zu stellen, befassen sich nun vier unserer Studierenden mit der Energieeffizienz der Bobbahn.
Als Wintersportarten benötigen Bobfahren und Rodeln möglichst niedrige Umgebungstemperaturen, doch das Wetter richtet sich nicht nach den Wettkampfzeiten. Eine Hitzewelle während eines Weltcups im Bobsport kann die Kältemaschinen, bestehend aus vier Verdichtern mit einer Gesamtleistung von 750 kW, der Bobbahn Altenberg ganz schön an ihre Grenzen treiben. Wird der Energieverbrauch bei Großveranstaltungen zu hoch, bedroht er jedoch die Netzintegrität und führt zudem zu erhöhten Kosten für die Energiebereitstellung seitens des Netzbetreibers. Abhilfe schafft hier nur ein Lastmanagement, welches die verschiedenen elektrischen Lasten geplant abwirft und so die Spitzenlast deckelt. Eine automatische Einrichtung schaltet den Strom beim Verursacher der Lastspitze ab. So ist der Plan. Jedoch sieht die Realität noch anders aus. Aktuell werden, um große Lasten abzuwerfen, die Verdichter der Eisbahn vom Netz getrennt. Die Folge: Der Eiskanal droht zu tauen. Natürlich ist das kein gewünschtes Ergebnis, denn wenn das Eis unter den Kufen der Bobs zu Wasser wird, bremst sie das mit jeder Abfahrt stärker aus. Gleichbleibende, also faire Bedingungen für jede Bobmannschaft sind dann nicht mehr gegeben.
Der Tag, an dem der Eiskanal schmolz
Die Bobbahn Altenberg hat in internationalen Fachkreisen einen Ruf für hervorragende Eisqualität erlangt, doch beim FIBT Bob & Skeleton World Cup 2014/15 im Januar 2015 ereignete sich das eben beschriebene unschöne, wenn auch seltene Szenario. Frühlingshafte Temperaturen bewirkten eine Abschaltung der Verdichter, was zu einem Antauen des Eiskanals führte. Das deutsche Team war auf die schwierigen Bedingungen nicht vorbereitet. „An diesem Tag wurde durch die Bahnbedingungen das Feld der Teilnehmer durchgemischt. Trotz des Heimvorteils landeten die deutschen Piloten auf der schweren Eisrinne nur auf den Plätzen 3, 5 und 11. Ein denkbar schlechtes Ergebnis für die Nationalmannschaft“, erinnert sich Pierre Jaques, Bob-Junioren Weltmeister 2014 und heutiger Mitarbeiter des Instituts für Energiemanagement.
Damit dies ein einmaliges Ereignis bleibt, betreut Pierre Jaques derzeit vier Studierende des Studiengangs Elektro- und Informationstechnik bei der ersten ganzheitlichen energetischen Betrachtung in der bewegten Geschichte der Bobbahn Altenberg, seit ihrem Bau 1982. Mit dieser studentischen Projektarbeit wird der erste Schritt zur Vermeidung problematischer Lastspitzen gegangen.


Die vier Studierenden der Elektro- und Informationstechnik Sebastian Fricke, Tim Sieber, Clemens Fröhlich, Felix Richter (v.r.n.l.) tüfteln an Energieeinsparlösungen für die Bobbahn Altenberg
Der Traum einer energieautarken Bobbahn
„Am liebsten hätten wir eine Bobbahn, die komplett aus erneuerbarer Energie gespeist wird. Damit wären wir weltweit der erste Eiskanal, der sich selbst versorgen kann.“ so Matthias Benesch, der Geschäftsführer der Wintersport Altenberg (Osterzgebirge) GmbH und Ex-Bobpilot. Leider kommen unter den winterlichen Bedingungen in Altenberg weder Photovoltaik, noch Windkraft in Frage und die ambitionierte Idee bleibt mit den aktuellen Gegebenheiten noch ein Traum.
Energieeffizient in die Weltmeisterschaft 2020
Wenn auch diese Vision derzeit noch nicht umsetzbar ist, können nach der ersten energetischen Analyse durch die vier Studierenden einzelne Einsparpotenziale durchgerechnet und maßgeschneiderte Vorschläge unterbreitet werden. Dies eröffnet weitere Möglichkeiten für Abschlussarbeiten oder Praxis- und Lehrprojekte für die Studierenden der Hochschule Mittweida und vielleicht findet die 65. Bob-Weltmeisterschaft Anfang 2020 in Altenberg bereits schon mit einer vom Institut für Energiemanagement optimierten Energieeffizienz statt. Dann könnte sich Geschäftsführer Mattias Benesch mit all den anderen voll und ganz auf das Daumendrücken für die Sportler konzentrieren.
Foto: Bobbahn Altenberg | Kai Härtel, sport+marketing agentur härtel
6 Gedanken zu „High-Speed, High-Tech aber auch High-Efficiency?“
Ich bin schon sehr gespannt, was die Studenten unter der Koordination von Pierre und den Erfahrungen von Prof. Schusser rausfinden. Mehr als 10 % Einsparung bedeutet sie dürfen im Gästebob mitfahren. Weniger als 10 % ;-( dann müssen sie mitfahren…. 🙂
Lieber Herr Benesch,
das ist ein schöner Ansporn für unsere Projektleitung. Ich sehe darin allerdings auch einen gewissen Anreiz für unsere Studenten eventuell rein zufällig nur 9,9% Einsparung zu erreichen, um sicherzustellen ihren beiden Betreuern fröhlich bei der Abfahrt zuwinken zu können.
Wir sollten nicht an der falschen Stelle sparen – wir sparen ein was geht und fahren dann bis das Eis schmilzt 🙂
Die nächsten Messung soll sich dem Licht an der Bahn zuwenden. Ich bin gespannt und hoffe auf Erleuchtung!! Schönen 2. Advent!
Unsere Studis sind sehr fleißig. Ich bin auch schon gespannt was sie erreichen können.
Aber Herr Benesch, das Eis schmilzt doch dann gar nicht mehr, denn die Bahn ist am Ende so Effizient, dass sie auch locker im Sommer betrieben werden kann. 😉
Mit diesem kleinen Spaß verabschiede ich mich ins Wochenende und wünsche Ihnen ebenso einen schönen zweiten Advent.
Nun war es endlich soweit,
die Studierenden der HS MW haben im Beisein von Professor Schusser ihre Ergebnisse der energetischen Analyse präsentiert.
Beachtliche Zeit, Fleiß und Engagement ist von allen, am meisten von den Studenten eingesetzt wurden – dafür ein großes DANKESCHÖN.
Im Ergebnis sind wir jetzt schlauer, dass es noch Bereiche gibt, wo man spürbar effektiver werden kann. Viel Neues kam zum Vorschein, z.B. das die Bobbahn knapp 2.000 elektrische Verbraucher hat – und damit sind nicht Kaffeemaschinen gemeint…. 🙂 Wir halten, auch dank der geschlossenen Kooperation kontakt und grüßen energiereich 🙂
Uns macht das sehr schöne Thema auch großen Spaß.
Es kommt bald nochmal ein aktualisierter Bericht zur Kooperation.